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Freitag, 14. Januar 2011

Eigenverantwortung als erste Bürgerpflicht?

Rückseite (vorn) und Vorderseite (hinten) der
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"Ethik fragt nach den Grundsätzen und Prinzipien für ein bestimmtes moralisches Verhalten" schreibt Prof. Joachim Kohlhof in einem Mail an David McLion - und weiter: "Sie sucht nach der methodisch geleiteten Besinnung und B e g r ü n d u n g auf die faktisch geltende Moral. Sie ist und bleibt nichts anderes als die Lehre von der Verantwortung und versucht auch, diese zu begründen. Deshalb "verunsichert und irritiert" die Ethik auch und ist deshalb potentiell "gefährlich". Ethik ist dort angesiedelt, wo menschliche Konflikte sind und sie stellt vor allem nicht nur Bestehendes infrage, sondern fragt in erster Linie, wie Werte (unternehmerische, menschliche, kulturelle), Normen, d.h. kodifizierte Prinzipien und Haltungen, d.h. menschliche Verhaltensweisen begründet werden. Sie ist somit das Ergebnis von Reflexionen über unser Dasein und unser menschliches Miteinander im Leben, in den Unternehmen und in der Wirtschaft".

Christian Buschan MSc bringt es weiter auf den Punkt: "Verantwortung ist der Preis der Freiheit (auch der Preis der Freiheit der falschen oder richtigen Entscheidung!)".

Beim Versuch, das Thema Ethik so zu bündeln, dass es "Lust auf ein faires Miteinander" macht, geht mir die Frage durch den Kopf: Ist ethisches Verhalten so etwas, das bereits im menschlichen Urgewissen kulturübergreifend implantiert ist, sozusagen als das Unterscheidenkönnen zwischen Gut und Böse? Wenn ja, dann müsste es doch lediglich "angestupst" werden.

Die Frage, ob der Mensch von Grund auf gut oder böse ist zielt in die gleiche Richtung. Dieser Beitrag wird, will und kann es nicht beantworten. Allein die Frage sucht nach Antwort, wie eine Gesellschaft kulturübergreifend angesprochen werden kann, damit eigeninitiativ, das heisst vom einzelnen Bürger aus, sich verantwortliches Denken und Handeln in die Welt ausbreitet. Diese erste Bürgerpflicht muss ihm bereits in die Wiege gelegt werden, als sorgsam zu pflegendes Gut eines sozialen Gewissens oder auch einer spirituellen Intelligenz, interkulturell, interreligiös: "Ich bin verantwortlich".

Statt immer mehr Regeln, Gesetze, Vorschriften von oben nach unten, mehr Eigenverantwortung, mehr Selbstverpflichtung, mehr Selbstdisziplin. Warum? Kinder, die es im frühen Alter gelernt haben, für ihre Handlungen und das, was um sie herum geschieht, selbst Verantwortung zu übernehmen, sehen sich als Teil eines Ganzen. Ihnen wird sehr früh bewusst, dass sie durch eigenes Handeln etwas bewirken können und lernen, mit dieser Erfahrung eigenverantwortlich umzugehen. Sie schauen hin, hinterfragen kritisch, sind interessiert, motiviert und fähig, an der Qualität ihres Umfeldes mit zu arbeiten. Verantwortung entwickelt sich so nicht als Bürde sondern als besonders ausgeprägte Stärke.

"I am responsible" als Maxime für ein soziales Miteinander in Nachhaltigkeit - unabhängig von Bildungsstandard, Religionszugehörigkeit, kultureller Herkunft und gesellschaftlichem Status - setzt empathische Fähigkeiten voraus. Denn wer sich als mitverantwortlichen Teil eines Ganzen sieht und dementsprechend funktioniert, schützt die Familie, bringt sich aktiv ein in die Gesellschaft, achtet auf die Folgen seines Denken und Handelns, ist kooperativ, weil über reine Machtausübung keine "I am responsible - Miteinander-Verantwortbarkeit" möglich ist. "I am responsible" respektiert das DU und schafft das WIR als Konsequenz aus dem eigenen Stehvermögen heraus. Ja, es fordert gleichermassen das "I am responsible" des Du - und wo beide miteinander sich als Teil eines Ganzen sehen, entsteht synergetische Unabhängigkeit nach dem Motto "Gemeinsam eigenständig". Was wollen wir mehr?

David McLion